Wir sind die Pioniere des Sozialpädagogischen Teamteachings

Sozialpädagogisches Teamteaching - Was ist das?

Sozialpädagogisches Teamteaching meint die zeitgleiche Zusammenarbeit von Lehrer:in und Sozialpädagog:in in einer Schulklasse und somit die Vernetzung von Jugendhilfe und Schule in der Praxis.

Das Ziel ist, soziale Benachteiligungen auszugleichen und individuelle Beeinträchtigungen bei Schüler:innen zu überwinden.
Durch vielfältige Angebote der Einzelfall- und Gruppenarbeit kann der Schulalltag durch Elemente des sozialen Lernens bereichert und den Schüler:innen Chancen für eine gleichberechtigte Teilhabe am Unterricht aufgezeigt werden.

Das Sozialpädagogische Teamteaching setzt an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Schule an und gründet sich auf die Arbeitsprinzipien laut achtem Sozialgesetzbuch sowie auf die Schulförderrichtlinie des ESF+ Programms, indem durch sozialpädagogische Unterstützung und individuelle Förderung der Schüler:innen im Unterricht ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung unterstützt und Benachteiligungen ausgeglichen werden sollen (SGB VIII, ESF+ Schulförderrichtlinie). 

 

Besonders wirksam ist Sozialpädagogisches Teamteaching:

  • in Klassen und Schulen, die eine besonders durch hohe Heterorgenität gekennzeichnet sind

  • wenn viele Schülerinnen und Schüler soziale Probleme haben oder den Unterricht durch ihr Verhalten massiv stören

  • wenn Lehrer:innen bereit sind, Teamteaching als Arbeitsform zuzulassen

  • in Schulen, die sich in modernen Lehr- und Lernkonzepten bewegen (möchten)

An Schulen in herausfordernden Lagen

Unser Projekt Sozialpädagogisches Teamteaching unterstützt und stärkt Schüler:innen, Pädagog:innen und Schulen, die aufgrund besonders herausfordernder Bedingungen (z.B. hoher Migrationsanteil/ Kinder mit Fluchterfahrungen, hohe Armutsquote, schwierige Sozialräume) und einer eingeschränkten Schulentwicklungskapazität als Schulen in herausfordernden Lagen (z. Teil auch kritischen Lagen) bezeichnet werden. Die Mehrzahl sind Regelschulen, aber auch Gemeinschaftsschulen in allen Schulamtsbereichen Thüringens.    

Mit dem Modellprojekt „Lehren und Lernen im Team“ verfolgt unser Verein seit 2010 einen besonderen Ansatz für gemeinsamen Unterricht im Zwei-Pädagogen-System in allen Schulformen. Teamteaching wird als eine Form der Jugendsozialarbeit nach §13 SGB VIII in einer Klasse etabliert. 

Das soziale Lernen voneinander und miteinander bildet die Basis für eine vertrauensvolle und intensive Arbeit mit Schüler:innen, Sorgeberechtigten und Lehrer:innen.

Durch neue Formen des sozialen Lernens wird ein entscheidender Beitrag zur Inklusion aller Kinder und Jugendlichen geschaffen. So wird beispielsweise der Tagesablauf neu strukturiert und mehr Raum für Bewegung geschaffen. Durch das Erarbeiten von Klassenregeln und Einheiten zum Umgang mit Gefühlen lernen die Kinder und Jugendlichen friedlich und respektvoll miteinander umzugehen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, intensiver auf vorhandene soziale und schulische Defizite der Schüler:innen im Klassenverband einzugehen.

Die Arbeit im Zwei-Pädagogen-System ermöglicht es, den Unterricht bedarfsorientiert, methodisch abwechslungsreicher und interaktiver zu gestalten. Es ist leichter, Frontalunterricht zu öffnen, Gruppen- und Partnerarbeit durchzuführen oder die Klasse zu teilen. Dafür ist der kontinuierliche Austausch beider Fachkräfte unabdingbar, um Wissen und Verantwortung im Prozess des gemeinsamen Lehrens und Lernens miteinander zu teilen. Ebenso beziehen wir die Methoden des Classroom Managements in die pädagogische Arbeit mit ein.

Mit einer aktiven ZUsammenarbeit mit den Sorgeberechtigten, Vernetzung der beteiligten Fachkräfte und Institutionen (sozialpädagogische Familienhilfe, Allgemeiner Sozialer Dienst, sozialpädagogische Tagesgruppe, Bildungslandschaft Lobeda, sowie andere Angebote des Vereins) schaffen wir sichere soziale Beziehungen und gleichen Benachteiligungen aus. Die Kinder und Jugendlichen erfahren durch die Vernetzung der an ihrer Erziehung beteiligten Partner ihre soziale Umwelt als einheitliches Bild.

Schulen stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Sozialpädagogisches Teamteaching strebt an, erfolgreiches Lernen, Teilhabe am Unterricht und den bestmöglichen Schulabschluss für jede:n Schüler:in zu ermöglichen. Dabei bildet die multiprofessionelle Zusammenarbeit einen wichtigen Baustein für moderne und zukunftsfähige Schule, um individuelle Förderung zu gewährleisten, Bildungs- und Chancengerechtigkeit herzustellen und Lehrer:innen in ihrer Professionalität, Kooperationsfähigkeit und Gesundheit zu fördern. Sozialpädagogisches Teamteaching heißt, Unterricht "im Tandem" zu planen, durchzuführen und zu reflektieren. Auch eine qualitätsvolle und am Bedarf der jeweiligen Schule ausgerichtete fachliche Begleitung begünstigt die Entfaltung des Sozialpädagogischen Teamteachings und der Schulentwicklung. Mit dem ESF- geförderten Projekt wird seit dem 01.08.2019 das Sozialpädagogische Teamteaching durch Dr. Katrin Lipowski (Qualitätsentwicklung) und Tina Flesch (Coaching) erweitert. Neue inhaltliche Impulse, die Möglichkeit zur gemeinsamen Reflexion sowie schulinterne und externe Evaluation als Qualitätsinstrument sollen durch diese Erweiterung zur konzeptionellen Weiterentwicklung beitragen.

Qualitätsentwicklung zielt darauf ab, die Unterstützung der Akteure in Bezug auf Kooperation, Schulentwicklung, Zusammenarbeit mit den Sorgeberechtigten und spezifische Themen, die für die Schulen in herausfordernden Lagen besonders relevant sind (z.B. Classroom Management, Kooperation im Zweipädagog:innensystem, Fallarbeit), bedarfsgerecht umzusetzen.

Die Coachings haben das Ziel, die an der Schule im Sozialpädagogischen Teamteaching tätigen Pädagog:innen in ihrer professionellen Rolle und Zusammenarbeit zu stärken. Dabei steht im Fokus die Entwicklung eines sozialpädagogischen Selbstverständnisses der Teamteacher:innen im jeweiligen spezifischen schulischen Umfeld (Schülerklientel, Kollegium, pädagogisches Konzept der Schule) und einer - gemeinsam mit den Tandempartner:innen - forschenden und reflexiven Einstellung zur Stärkung der professionellen Haltung beider Professionen.